Ausstellungen

25. October 2015

Skulptur 2015

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Mit dem Ausstellungsprojekt „Skulptur 2015“ werden in einer breit angelegten Präsentation die Möglichkeiten von Skulptur heute aufzeigt, ohne eine These belegen zu wollen. Die besondere Marler Situation mit über 80 Skulpturen im öffentlichen Raum und der beispielhaft auf raumbezogene Kunst ausgerichteten Sammlung des Skulpturenmuseums ist die Grundlage für dieses Projekt. Konkret ist eine Verzahnung der hochkarätigen Marler Sammlung mit eigens für die Ausstellung entstehenden neuen Arbeiten im Museum sowie vier neuen Installationen im Skulpturenpark und am Citysee von Bogomir Ecker, Selma Gültoprak, Pia Janssen und Jan Scharrelmann und ausgewählten Leihgaben gemeint. 

Das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl trägt die Gattung der dreidimensionalen Künste schon im Namen, die Sammlung des Museums konzentriert sich auf Skulptur, und auch der Bestand im Stadtraum gehört zum Kernprofil des Marler Museums. In den Jahren 2013 und 2014 jedoch nahmen die Marler Medienkunst-Preise im Ausstellungsprogramm jeweils am Ende des Jahres den zentralen Platz ein, auch wenn mit den Einzelausstellungen von Auke de Vries (2014) und Gerlinde Beck (2015) wichtige Einzelausstellungen zur Skulptur gezeigt wurden.  

Ein Ziel der Ausstellung „Skulptur 2015“ ist eine Reflexion über den aktuellen Skulpturbegriff, und die Ausstellung soll zur Diskussion um eine Modernisierung des Begriffs von der sogenannten „Kunst im öffentlichen Raum“ beitragen. Seit den Anfängen des Engagements für Skulpturen, die im Stadtraum aufgestellt wurden, hat sich nicht nur die Kunst verändert, sondern auch der öffentliche Raum selbst und seine Nutzung. In einer kleinen Stadt mit einer speziellen Geschichte wie Marl fällt das nicht so sehr auf wie in einer verdichteten Großstadt. Der öffentliche Raum wird generell immer stärker durch wirtschaftliche Interessen und Sicherheitsbestimmungen reguliert. Das große Potenzial (des tatsächlich ohne Einschränkungen) öffentlichen Raumes besteht in seiner Zugänglichkeit für eine nicht gefilterte Gemeinschaft – eine Skulpturenausstellung kann Aussehen und Nutzung des öffentlichen Raumes hinterfragen und dazu anregen, ihn wieder neu in Besitz zu nehmen. Gerade das Marler Museum ist für diesen Ansatz geeignet, denn durch die Besonderheiten der Architektur gehen Innen- und Außenraum ineinander über, mit dem gleichen Bodenbelag aus Waschbeton und nur durch eine Glasscheibe getrennt.

Performative Arbeiten sind eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung, um den Stadtraum wieder in Besitz zu nehmen. Wie wirken unmittelbare, vielleicht sogar körperliche Erlebnisse, auch als Gegenpol zur körperlosen medialen Kommunikation? Wie funktionieren Erinnerungen in der Kunst?

Genauso wichtig ist die Präsentation im Museum selbst, wo Leihgaben schon seit einigen Jahren regelmäßig und aus konzeptionellen Überlegungen heraus mit Skulpturen der Sammlung in eine Wechselwirkung gebracht werden. Es gibt meist keine strenge Trennung im traditionellen Sinn zwischen Sammlungspräsentation und Wechselausstellungen – die architektonischen Vorgaben der herausragenden, aber nicht für ein Museum konzipierten Architektur von van den Broek und Bakema aus dem Jahr 1966 erlauben es ohnehin nicht. 

Kunst im öffentlichen Raum – die Situation in Marl

Die Marler Stadtmitte beherbergt eine so ungewöhnliche Dichte von hochklassigen Kunstwerken, dass sie jedem Besucher sofort auffällt, wenn er die Stadt besucht. Viele Einwohner von Marl sind jedoch mit den Skulpturen aufgewachsen, denn sie sind seit den frühen 1960er-Jahren immer in der Stadt präsent gewesen, lange bevor 1982 das Skulpturenmuseum gegründet wurde. Teilweise wurden sie sogar angekauft, bevor das Rathaus gebaut wurde. Eine ganze Reihe von Skulpturen sind durch die legendären Ausstellungen „Kunst und Skulptur“ 1970 und 1972 nach Marl gekommen, als einmal Holland und einmal die Schweiz das eingeladene Gastland waren, und nach Ende dieser seinerzeit revolutionären Freiluft-Präsentationen durch die Stadt angekauft worden. Zu dieser Gruppe gehört auch die „Naturmaschine“ von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff aus dem Jahre 1969, die sicherlich eine der beliebtesten plastischen Werke in der Stadt ist. Generationen von Kindern sind auf ihr herumgeklettert, und mancher erwachsene Marler erinnert sich an seine eigene Kindheit, wenn er beim Vorbeigehen Kindern beim Spielen zusieht.

Die besondere Marler Situation mit den vielen Skulpturen im öffentlichen Raum und der beispielhaft auf  raumbezogene Kunst ausgerichteten Sammlung des Skulpturenmuseums ist die Grundlage für dieses Projekt. Während die Pferdeherde von Selma Gültoprak aus weißen Pferdehufen und -köpfen ebenso wie die in einem langen Bogen vom oberen Ende des Sees zum Creiler Platz aufgestellten hölzernen „Umhausungen“ mit dem Titel SPACE INVADER, eine als partizipatorische Stadtrauminszenierung angelegte skulpturale Installation von Pia Janssen, für die Ausstellungsdauer von „Skulptur 2015“ zu sehen sein werden, gibt es auch zwei auf Dauer aufgestellte neue Skulpturen.

Jan Scharrelmann hat für einen geschützten Standort im Marler Skulpturenpark einen homogenen Körper aus Edelstahl entworfen, der auf zwei Seiten bemalt ist. Die hochaufragende, kristalline Form scheint leicht umkippen zu können – doch die Skulptur würde auch ohne das massive Betonfundament stehen. Zwei Seiten hat der Künstler mit leuchtstarken Farbpigmenten bemalt – ein leuchtendes Hellblau, kombiniert mit intensivem Rosa hat eine enorme Fernwirkung und bildet mit seiner künstlichen Farbpalette einen starken Gegensatz zur umgebenden Natur.

Eine ganz andere Dialogsituation mit der Natur hat Bogomir Ecker für seinen Beitrag gesucht. Ausgangspunkt für seine Installation aus zwei großen roten Wolken war der größte Baum im Park, eine alte Eiche, an deren Äste er die geschwungenen Aluminiumkörper geradezu angeschmiegt hat. Die durchlöcherten roten Objekte in fast 10 Meter Höhe fallen schon von weitem sofort als Fremdkörper auf, nicht störend, sondern als selbstbewusste präzise Setzung im Dialog mit der Physiognomie des Baumes. 

SPACE INVADER ist eine skulpturale Installation der Kölner Künstlerin Pia Janssen, die als partizipatorische Stadtrauminszenierung zu verstehen ist. Die Installation formt einen langen Bogen vom oberen Ende des Sees zum Creiler Platz, bei dem die Bürger der Stadt zu Akteuren werden. SPACE INVADER besteht aus drei multimedialen Ebenen (den hölzernen Umhausungen ausgewählter Skulpturen, dem Hörparcours und der Internetplattform für die akustische Songline), mit der Janssen die Einzigartigkeit der Marler Skulpturenlandschaft in der allgemeinen Wahrnehmung neu zu verankern sucht, um zur Identitätsbildung der Stadt Marl beizutragen. Zeitlich entwickelt sich das Projekt über die gesamte Ausstellungsdauer von „Skulptur 2015“ mit einer Erlebnisdramaturgie, die das Bewusstsein für „Kunst im öffentlichen Raum“ zu stärken sucht.

Der öffentliche Raum ist und bleibt ein guter Ort für Kunst, in Marl ist das vielfältig zu erleben!

Beteiligte Künstler

Benjamin Bergmann, Hermann Breucker, Ingrid Dahn, Bogomir Ecker, Thomas Florschuetz, Aslan Gaisumov, Carla Guagliardi, Selma Gültoprak, Bernhard Heiliger, Pia Janssen, Martin Kaltwasser, Markus Karstieß, Mischa Kuball, Marlena Kudlicka, Katharina Monka, Johanna Reich, Thomas Rentmeister, Matthias Schamp, Jan Scharrelmann, Martin Schwenk, Max Schmitz, Kenneth Snelson, Albert Weis und chinesische Gelehrtensteine aus dem Museum DKM, Duisburg sowie Werke aus der Sammlung des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl 

Weitere Termine

15. Januar 2016   Begehung der Umhausungen von Pia Janssen, Vortrag und Lesung
7. Februar 2016    Finissage-Sonntag, Vorstellung des Ausstellungskatalogs

Föderer und Kooperationspartner

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Kunststiftung NRW, Freundeskeis Habakuk, Film- und Medienstiftung NRW, Sparkasse Vest Recklinghausen, Ruhr Kunst Museen, WDR 3 Kulturpartner