Ausstellungen

16. October 2011

Sammlung im Prozess

Neupräsentation und Leihgaben

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Eine Sammlung ist das Kernstück eines Museums, sie stellt neben Ausstellungen den bleibenden und identitätsstiftenden Existenzgrund eines Museums dar; diese These stimmt auch für das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, dessen Skulpturensammlung ein sehr spezielles Profil besitzt. Deshalb steht die Bestandsaufnahme der Sammlung des Museums am Anfang einer Reihe von Veränderungen, mit denen der neue Direktor Georg Elben seine Arbeit in Marl aufnimmt. Die Sammlung wird – neu geordnet – zusammen mit Leihgaben bei der Eröffnung am 16. Oktober im Mittelpunkt stehen und in den folgenden Monaten als „work-in-progress“ weiter verändert werden.

Das Gesicht der ersten neuen Präsentation prägen Leihgaben aus dem Duisburger Lehmbruck Museum, sowie von privaten Leihgebern, vor allem jedoch von  Künstlern, die mit Leihgaben oder neuen Werken auf die besondere Atmosphäre der Museumsarchitektur und der Sammlung reagiert haben. Zu jeder der kommenden Ausstellungseröffnungen wird auch die Sammlung weiter verändert. Das Scharnier zwischen Exponaten der eigenen Sammlung und den Gästen, aber auch zur Ausstellungsreihe „Der Raum als Prüfstein“ ist die Intervention der Düsseldorfer Künstlerin Erika Hock.

Für den inneren Glaskasten im Erdgeschoß entwirft Hock eine Präsentationsstruktur, die vordergründig eine ordnende Funktion im Ausstellungsraum zu übernehmen scheint. Einem modularen Regalsystem ähnlich beherbergt ihre Arbeit zahlreiche Skulpturen und Kleinplastiken, die dem Besucher das gleichzeitige Betrachten der einzelnen Objekte ermöglicht. Der Blick wird, anders als bei klassisch-musealen Präsentationsweisen, die den Besucher meist durch eine Anordnung von Sockeln lenken, auf ein Simultanbild ausgerichtet. Erika Hocks Arbeit versteht sich als eine eigenständige Architektur, die dem Konzept eines Pavillons folgend auf ein nomadisches Dasein und eine Neubespielung ausgerichtet ist. In diesem Display werden bedeutende Bestände des Museums, etwa von Rudolf Belling, Max Ernst oder Alberto Giacometti  zusammen mit hochrangigen Leihgaben von Norbert Kricke oder Henri Laurens und Skulpturen junger Künstler wie Diango Hernandez, Gert und Uwe Tobias oder Paloma Varga Weisz durch ihre Anordnung und Gegenüberstellung in ein neues Licht gerückt.

Die Ausstellungsreihe „Der Raum als Prüfstein“
Diese in den kommenden Monaten kontinuierlich veränderte Neupräsentation der Sammlung stellt die Folie dar, auf die sich die Ausstellungsreihe „Der Raum als Prüfstein“ im Projektraum im Untergeschoss bezieht. Die spezifischen architektonischen Bedingungen eines Raumes, hier ist es der einzige weitgehend geschlossene Ausstellungsraum im Untergeschoß des Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, wird zum Prüfstein, auf dessen dominante Vorgaben installativ arbeitende Künstler reagieren müssen. Die Reihe von (vorerst) vier Ausstellungen reicht von dem im vergangenen Jahr verstorbenen Stahlbildhauer Ansgar Nierhoff über Diango Hernandez im Dezember 2011 bis hin zum Düsseldorfer Manuel Graf im kommenden Frühjahr.

Für alle gelten die gleichen Bedingungen: es ist ein hermetisch wirkender, langgestreckter Raum mit vertikalen Gliederungen und ausschließlich künstlichem Licht. Diese Bedingungen sind für alle beteiligten Künstler gleich; sie ermöglichen  sowohl eine Profilierung junger, als auch eine kritische Bestandsaufnahme etablierter Positionen,  deren Ausstellungen durch eine relativ kurze Laufzeit und nach Möglichkeit von einem kleinen Katalog begleitet unmittelbar miteinander in Beziehung gesetzt werden.

Die Künstler werden für diese räumliche Situation neue Arbeiten entwickeln, welche auf die architektonischen Gegebenheiten, aber auch auf die spezifische Ausrichtung des Skulpturenmuseums eingehen. Die Ausstellung von Ansgar Nierhoff ist insofern eine Ausnahme, da von ihm eine ältere Werkgruppe gezeigt wird. Nierhoff ist dem Museum seit 1986 verbunden, denn seit diesem Jahr steht eine Skulptur hinter dem Museum am Eduard-Weitsch-Weg. Von ihm wird die bislang selten gezeigte Werkgruppe der „Eisenzeichnungen“ gehängt, bei denen Nierhoff trotz der Schwere des Materials und der gewaltigen Kraft, mit der dieses bearbeitet wird, eine erstaunlich leichte und spontane Wirkung erzielt. Zusammen mit den 7 freiformgeschmiedeten „Streckungen“ und einer spielerischen „Bündelung“ erschließt sich auf nur 80 m² die ganze künstlerische Bandbreite des Kölner Bildhauers.


Künstler/ Werke der Sammlung und Leihgaben:

Alice Aycock
César
Niki De Saint Phalle
Wim Delvoye
Isa Genzken
Erwin Heerich
Diango Hernández
Erika Hock
Jan Hoeft
Norbert Kricke
Dorit Margreiter
Ansgar Nierhoff
Marcel Odenbach
Nam June Paik
Nicolas Pelzer
Jean Tanguely
Gert und Uwe Tobias
Hans Uhlmann
Paloma Varga Weisz
Klaus von Bruch