Ausstellungen

18. December 2011

Diango Hernández

Lonely Fingers

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In seinen Werken beschäftigt sich Diango Hernández mit den eigenen Erlebnissen und persönlichen Beziehungen, die er unablässig in weitergehende gesellschaftliche, soziale und politische Reflexionen einbettet. Ein zentrales Thema der künstlerischen Suche von Hernández ist das Nachdenken über die traumatischen und oft unvollständigen Übergangsphasen der kubanischen Gesellschaft: das schmerzhafte Erbe der Sklaverei, die Widersprüche der Entkolonisierung und der Castro-Revolution, die Suche nach einer neuen „möglichen Zukunft“ nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Hernández interessiert sich seit Mitte der Neunziger Jahre, als er noch in Havanna lebte, für Materialien des täglichen Lebens. Der Künstler erklärt dazu: „Gegenstände sind nicht nur unvollständig, weil ihnen einige Teile fehlen, sondern weil die Stille zu ihrer permanenten Eigenschaft geworden ist. Sie befinden sich nicht im Raum, um Klang zu erzeugen, sondern um eine Stille zu schaffen, die manchmal so geräuschvoll sein kann wie eine Bombe. Einen Gegenstand zum Schweigen zu bringen bedeutet eine Person zum Schweigen zu bringen.“

Die Installation, die Hernández eigens für das Skulpturenmuseum Glaskasten entworfen hat, ist folgerichtig auch mehr als eine weiße Wand mit Gitarrensaiten: In die Bretterwand sind einige Löcher gebohrt, etwas kleiner als die Schalllöcher einer Gitarre. Darüber sind Stahlsaiten gespannt, so dass der Besucher, wenn er sich hinter die Wand begibt, mit seinen Fingern durch die Aussparungen die Saiten zupfen kann. Die Wand wird zum Resonanzkörper, zum Musikinstrument, vom Spieler jedoch sind von vorne nur seine Finger zu sehen – „Lonely Fingers“, die im Zusammenspiel aller über die ganze Längsseite des Raums verteilten unsichtbaren Akteure die Wand zum Klingen bringen.