Ausstellungen

12. October 2017

Mehr Licht!

Lichtkunst aus der Sammlung des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl

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Anlässlich des Projektes „Urban Lights Ruhr“, welches in seiner vierten Auflage durch Urbane Künste Ruhr initiiert wird, zeigt das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl Lichtkunst aus dem eigenen Bestand im Untergeschoss des Museums. Von Werken früher Lichtkunstpioniere wie Otto Piene, Uli Pohl (beide in der Gruppe Zero tätig gewesen) und Dan Flavin über Lichtkunst der 1980er und 1990er Jahre mit Werken von Gianni Colombo, Ingo Günther und Cork Marcheschi bis hin zu zeitgenössischen Werken von Lichtkünstlern wie François Morellet und Mischa Kuball, bietet das Skulpturenmuseum einen breiten Überblick über die Geschichte der Lichtkunst und ihre Entwicklung. In seiner Ausrichtung als Museum für klassische Moderne und zeitgenössische Kunst mit einem Sammlungsschwerpunkt auf den Neuen Medien stellt somit auch die Lichtkunst einen wichtigen thematischen Bereich dar. Im Korridor vor dem eigentlichen Ausstellungsbereich erwartet den Besucher bereits eine moderne Vanitas Interpretation von Patrick Raynaud. Ein nackter Mann in einem gläsernen Sarg scheint über seinen Knochen zu schweben, die durch den Körper hindurchleuchten. Den Eingangsbereich der eigentlichen Ausstellungsräume verzaubert Otto Pienes kinetisches „Lichtballett“, indem es sich dynamisch durch den Raum bewegt und diesen in seinen Tanz miteinbezieht. Ein Konvolut von Globen mit verschiedenen Sichtweisen auf die Welt präsentiert uns Ingo Günther als Teil des 1988 initiierten und fortlaufenden Projektes „Worldprozessor“. Akustisch nimmt man bereits eine andere Arbeit wahr, die sich in einem kleinen, eigens für das Werk geschaffenen, grauen Raum hinter einem hellen Lamellenvorhang verbirgt. Durch Licht und Sound wird der Betrachter metaphorisch in das Innere eines, sich auf hoher See befindenden, Schiffes versetzt. Mit seiner Arbeit „Under Way“ gewann Douglas Henderson 2013 den European Soundart Award, welcher in zweijährigem Turnus in Marl verliehen wird. Etwas versteckt, in einem der hinteren Ausstellungsräume fasziniert Gianni Colombos „Spazio Curvo“, als waberndes, in einer Ecke des Raumes blau leuchtendes, schwebendes „Möbiusband“. Nebenan begegnet man der sphärischen Erscheinung einer Kugel, eine Videoarbeit von Giovanni Longo und Peggy Sylopp, welche auf die Wand projiziert das gesamte Farb-„Spectrum“ durchläuft und im Zusammenspiel mit der changierenden Soundebene ein synästhetisches Erlebnis schafft. Hinter der nächsten Ecke lauert Dan Flavins Werk mit der Frage „o.T. (who is afraid of red, yellow and blue)“ als Reminiszenz an die Farbfeldmalereien von Barnett Newman. Lichtkunst der anderen Art wird z.B. von Walter Giers gezeigt, der seine Holgrafien mit einem für ihn typischen, bastlerischen Beleuchtungssystem in Bewegung versetzt. Die berühmte Skulptur einer Pistole mit Knoten im Lauf von C.F. Reuterswärd findet sich ebenso als Holografie in der Ausstellung. Durch das typische Surren der Neonröhren kündigen sich die Arbeiten von Günter Dohr und Cork Marcheschi an, welche den Raum mit ihren Farbspektren gestalten und subtil mischen sich bereits die Geräusche des „Chamber Piece“ von Mischa Kuball aus dem nächsten Raum in die akustische Stimmung – eine kunsthistorische Hommage an den „Licht-Raum-Modulator“ von Moholy-Nagy. Zu guter Letzt findet man in einer versteckten Raumecke eine eigens für diesen Ort geschaffene Arbeit von François Morellet. Das gleichseitige Dreieck sitzt dort schon einige Jahre, nicht immer sichtbar, in der Falle. Insgesamt zeigt die Ausstellung nicht nur etwas über die Geschichte der Lichtkunst, sondern bindet auch die thematischen Grundpfeiler des Museums, nämlich Skulptur, Video- und Klangkunst, mit ein.
 

Künstler:


Carl Bucher (1935–2015), Gianni Colombo (1937–1993), Günter Dohr (1936–2015), Dan Flavin (1933–1996), Klaus Geldmacher (*1940), Walter Giers (1937–2016), Ingo Günther (*1957), Douglas Henderson (*1960), Mischa Kuball (*1959), Giovanni Longo (*1959), Cork Marcheschi (*1945), François Morellet (1926–2016), Otto Piene (1928–2014), Uli Pohl (*1935), Patrick Raynaud (*1946), Gerhard Reinert (*1950), Carl Fredrik Reuterswärd (1934–2016), Ferdinand Spindel (1913–1980), Peggy Sylopp (*1966)