Das Ausstellen von Medienkunst hat im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl eine lange Tradition. Über die Marler Medienkunst-Preise hinaus werden hierzu regelmäßig thematische oder monografische Ausstellungen ausgerichtet. Die international tätigen Klangkünstler Sistermanns und Cassière setzen sich in ihren Arbeiten intensiv mit den Wechselwirkungen von Klang und Raum auseinander, wobei Raum hier konkret immer auch „Resonanz-Raum“ bedeutet. Beiden Künstlern ist gemeinsam, dass ihre Arbeiten sowohl die physikalischen als auch psychologischen Eigenschaften ihrer Klangorte erforschen. So entwickelt Sistermanns eine neue ortsspezifische, raumfüllende Klanginstallation für das Untergeschoss des Museums, die sowohl materiell als auch unstofflich die Raumdimensionen auslotet. Cassières Arbeiten werden eng an die jeweils bestehenden Raumbeschaffenheiten angepasst und erzeugen immersive Wechselwirkungen zwischen Betrachtendem und Werk.
Pierre-Laurent Cassière
Tonspur
Beeinflusst durch verschiedene Bereiche wie Medienarchäologie, Musikwissenschaft, Architektur, Physik oder Physiologie, konzentriert sich Pierre-Laurent Cassière in seiner Arbeit auf Wahrnehmungserfahrungen im Zusammenhang mit Bewegung. Klanginstallationen, kinetische Skulpturen oder Expanded Cinema schaffen oft kontemplative Situationen, die sich mit Paradoxien und Grenzen der Wahrnehmung auseinandersetzen. Die für die Ausstellung „Tonspur“ vorgeschlagenen Kunstwerke spielen mit den Beziehungen zwischen Ton und bewegtem Bild oder zwischen Geräusch und Schatten. Die Dekonstruktion kinematographischer Prinzipien wie Verstärkung oder Synchronisierung führt durch die unterschiedliche Konfiguration von Apparaten zu ungewöhnlichen Phänomenen bei der Wahrnehmung.
Johannes S. Sistermanns
ma meta [Marl]
Eigens für den Museumsraum entsteht die neue KlangPlastik. Im mehrmedialen Raumverlauf markieren Klang Farbe Video Raum Foto Zeichnung Folie jeweils Einzelperspektiven [u.a. grafische Notation / australische Papierbaum-Rinde / resonierende Schalldämmplatte / gespannte Folie], welche zueinander gelöst und übergangslos positioniert sind. Entkopplung schafft Raum. Diese Räume kann nur der Wahrnehmende qualifizieren, erfahren und lösen. Gleichzeitig: Raum ist Membran. Klangquelle ist von Klangprojektion entkoppelt. Klänge werden mittels Sensoren und Exciter [Schallerreger] direkt auf Folie, Dämmplatte, Holz, Eisen übertragen. Klangprojektion auf Fensterglas überkommt jede architektonische Raumgrenze. Diese Durchlässigkeit akzentuiert Glasscheibe zur Schnittstelle von innen nach außen. Sistermanns arbeitet intuitiv, Impulsen folgend und darin, was er über Raum nicht weiß. So öffnen UnWissen, Impuls sowie Intuition individuelle Zugänge zu ‚ma meta’, die weder Vorstellung noch Botschaft repräsentiert. Die Ausstellung sind nur sie selbst.