Kunst im öffentlichen Raum
Karl Hartung
Der Heilende – der Geheilte – der Kranke, 1955/56
Bronze, 210 × 600 × 40 cm
Dieser von Karl Hartung ausgeführte, aus einem ‚Kunst am Bau‘ Wettbewerb 1955/56 resultierende, Auftrag für das Klinikum Vest –
Paracelsus-Klinik wurde vom Künstler auch „Das Leid und das Helfen“ genannt und ist thematisch für diesen Ort geschaffen.
Es ist ein besonders gelungenes Beispiel früher ‚Kunst am Bau‘ Projekte. Dem Heilung Suchenden soll beim Betreten des Krankenhauses
Mut und Hoffnung zugesprochen werden. So stellt die hoch aufgerichtete linke Figur den Heilenden dar, dessen Gestalt durch die tiefen
Riefelungen in der Oberfläche der Bronze betont wird. Die rechte Figur, ganz waagerecht liegend – nur horizontale Kerbungen,
„Erdparallelen“, in der Körperoberfläche – stellt den Gegenpol zu der senkrechten Figur dar: den Kranken.
In der mittleren, erhöht liegenden Figur durchdringen sich in Körperhaltung und Oberflächenkerbung beide gegensätzlichen
Elemente in Diagonalen: Kopf, Arme und Beine sind teilweise erhoben und angewinkelt. Dieses Zwischenstadium der
formalen Prinzipien verdeutlicht inhaltlich den Geheilten. Liest man nun die Skulptur von rechts nach links, so wird eine Abfolge des
sich erhebenden, vom Krankenlager aufrichtenden Menschen deutlich mit der kraftvoll gestreckten Figur des Heilenden am Ende.
Das formale Problem, das Hartung in diesem Skulpturenarrangement lösen wollte, ist das der „vertikalen und horizontalen Strukturen“,
die mithin wichtige inhaltliche Bedeutungen erhalten. Auch im Gussgips, der im Erdgeschoss des Krankenhauses ausgestellt ist,
lässt sich das Gestaltungsprinzip gut nachvollziehen.