Veranstaltungen
13. February 2025
Vortrag - Überwindungsübungen – Arbeiten der 1990er und frühen 2000er Jahre von Künstler*innen mit Ostbiografie
Wir laden Sie am 13. Februar herzlich zum zweiten Teil unserer Vortragsreihe ein!

Ort: Skulpturenmuseum Marl
Georg-Herwegh-Str. 63-67
45772 Marl
Livestream: https://fb.me/e/5nb2vIWt2 (auch ohne Facebook-Konto nutzbar)
Zeit: 13. Feburar 2025
Beginn: 18:30 Uhr
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Laut der ostdeutschen Autorin Jana Hensel kann bis heute die ostdeutsche Nachwendegeschichte nur als eine Geschichte der Anpassung erzählt werden. Die 90er Jahre waren von nichts so sehr wie von dem Wunsch und der Bereitschaft geprägt, endlich anzukommen – im Westen… in (Gesamt-)Deutschland. Ostdeutsche Bürger*innen versuchten, im vereinigten Land heimisch zu werden. Diesem Bestreben wurde vieles, vielleicht sogar alles untergeordnet.
Trifft dies auch auf Künstler*innen und Kulturproduzent*innen mit Ostbiografie zu? Ist dies in den künstlerischen Arbeiten der 1990er und frühen 2000er Jahre sichtbar?
Dieser Vortrag wird anhand von drei künstlerischen ostdeutschen Positionen die Kunstproduktion dieser Jahre beispielhaft illustrieren und somit Parallelen zu den in der Ausstellung gezeigten Werken ziehen. Freiheit, Träume, aber auch eine starke gesellschaftliche Verantwortung sind Inhalte und Motive, die in den künstlerischen Arbeiten der 1990er und frühen 2000er nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Ostdeutschland immer wieder auftauchen und verhandelt werden.
Für Via Lewandowsky ist Kunst ein visuelles Instrument, um Fragen zu stellen, auf Mißstände und Machtstrukturen hinzuweisen, Grenzen auszuloten, zu provozieren. Für sein skeptisches Weltbild und die Ausbildung seines gesellschaftskritischen Ansatzes, der mit einem tiefen Mißtrauen gegen das (kommerziell) erfolgreiche Kunstobjekt einhergeht, sind zweifellos Lewandowskys eigene Erfahrungen im DDR-Staat prägend.
Künstlerin und Schriftstellerin Gabriele Stötzer beeinflusste in den 80er Jahren als zentrale Gestalt der Erfurter Subkultur mit ihrer radikalen, schonungslosen Offenheit die unabhängige Kunstszene der späten DDR. In der DDR aus politischen Gründen in Haft, Leiterin einer privaten Galerie in Erfurt, unangepasste Fotografin, Performance- und Videokünstlerin, findet Stötzers Arbeit seit kurzem national und international weitreichende Anerkennung.
Das Künstlerduo Wermke Leinkauf, welches in dieser Konstellation nicht mehr existiert, realisierte seit 2004 gemeinsame Projekte, die oft auf die ehemalige Grenzsituation verweisen und nach dem Umgang mit Geschichte, Erinnerung und städtischem Freiraum fragen. Ihre performativen Aktionen produzierten sie größtenteils in geografischen und legalen Grauzonen, dokumentiert per Foto und Video. Den Arbeiten unterliegt immer eine kritische Distanz zur sozialen Realität und Geschichte sowie das Zelebrieren und Ausreizen der Möglichkeiten des Stadtraums.
Sandra Teitge organisiert Ausstellungen und Programme an der Schnittstelle zeitgenössischer Kunst, Musik, Architektur und Design, oft an öffentlichen und kommerziellen Orten im Stadtraum. Besonders interessieren sie solo und kollektive feministische, klassenkritische und andere minoritäre Praktiken und Ansätze, die sich am vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Status Quo reiben und diesen herausfordern.
Teitge kuratiert zusammen mit A. Lückenkemper die feministische Plattform gossip gossip gossip in Form von Performances, Lesungen, Ausstellungen und Publikationen; sowie als eine von vier Kuratorinnen das alle zwei Jahre im Berliner Stadtraum stattfindende Festival Kunst im Untergrund. Sie ist außerdem Teil der kuratorischen Recherchegruppe zum ZfK-Kunstarchiv der DDR.
Anmerkung: Der Vortrag wird in deutscher Sprache gehalten. Zudem wird ein Livestream über Facebook eingerichtet: https://fb.me/e/5nb2vIWt2
Auch Personen ohne Facebook-Konto können hieran teilnehmen.
Foto: Wermke/Leinkauf, „Grenzgänger“