Samstag, 26.7.2014, 16.00 Uhr, zwischen dem Marler Busbahnhof und dem Forum
im Rahmen der aktuellen Ausstellung "gestern die stadt von morgen"

„Die Utopie einer solidarischen Gesellschaft auf der Grundlage allgemeinen Wirtschaftswachstums und eines fortschreitenden Ausbaus gemeinnütziger Einrichtungen kann spätestens seit dem globalen Siegeszug neoliberaler politischer Leitlinien als gescheitert betrachtet werden. In der Konsequenz verschärfte sich der Abstand zwischen Arm und Reich oder "Oben" und "Unten". Die Spuren dieser Entwicklung lassen sich im urbanen Raum der Stadt Marl mit großer Deutlichkeit ablesen, da hier die Dezimierung öffentlicher Investitionen besonders heftig ausfiel.
 
Der „Marler Stern“ scheint in dieser Entwicklung eindeutig nach „Unten“ zu driften. Die verschiedenen Faktoren, die dabei zusammenwirken, möchten wir symbolisch darstellen und wählen dazu einen Ort, der als Nicht-Ort gewissermaßen das verschütt gegangene Potential an sozialem Engagement verkörpert. Das Spiel mit vermeintlich fairen Regeln, in dem Akteure mit ungleichen Voraussetzungen gegeneinander antreten, wurde anfangs in der neoliberalen Ideologie als beste Lösung für alle Beteiligten beworben. Spätestens seit Ausbruch von Kredit- und Finanzkrise ist aber klar geworden, dass es der Oberklasse auch in der Bundesrepublik Deutschland zum Nachteil der Allgemeinheit gelungen ist, "ihr Einkommen in einem obszönen Ausmaß zu steigern", wie der kürzlich verstorbene Historiker Hans-Ulrich Wehler formulierte.“
 
Zum Hintergrund: Im Rahmen der aktuellen Ausstellung "gestern die stadt von morgen" hat der aus Marl stammende Künstler Martin Kaltwasser eine Wohnung in der Barkhausstraße 63 bezogen. Die Künstlerresidenz im sechsten Obergeschoss wird von Kaltwasser regelmäßig an andere Künstler "untervermietet". Die Berlinerin Pia Lanzinger war die erste von Kaltwasser für das Projekt eingeladene Künstlerin und beendet am Sonntag ihren Aufenthalt in Marl. Bis zu ihrer Abreise wird sie noch eine Intervention im öffentlichen Raum realisieren, die sie am Samstag präsentieren wird.
 
Das Skulpturenmuseum Glaskasten lädt alle Kunstinteressierten ab 16 Uhr herzlich ein. Treffpunkt ist die kleine Verbindungsbrücke vom Marler Forumsplatz zum Busbahnhof. Anschließend lädt die Künstlerin zu weiteren Gesprächen und einem gemeinsamen "Kunst-Kochen" zusammen mit ihrem "Nachmieter" Uwe Jonas (Berlin) in die Barkhausstraße 63 ein.